VON CLAUDIA KOLB
Da prallen Welten aufeinander. Ich pflege die Frage, warum ich denn Vegetarierin sei zuerst mal nur mit „weil ich so gerne im Mittelpunkt stehe“ zu beantworten. Das lässt das Gegenüber kurz verstummen und mir die Chance, mich mental auf die nun folgende Diskussion einzustellen: das gesundheitliche Für & Wider, die ethische Komponente, der evolutionäre Aspekt, Dogma versus Freiheit und zu guter Letzt natürlich die Genussfrage.
Ich mag einfach keine Tiere essen, aus vielerlei Gründen. Ich will auch niemanden dazu überreden, doch zu überzeugen versuche ich schon, und zwar mit dem bisher wirkungsvollsten aller Argumente: dass vegetarische Küche einfach verdammt gut schmeckt. Und während der gute Freund – ja, die Gesprächspartner sind hier zu 90% männlich – provokant den Knochen vom T-Bone-Steak abnagt, schlendere ich zum Grill, schubse den Grillmeister zur Seite und lege los. Wenn dann ein Teller mit den wundervollsten und unterschiedlichsten fleischlosen Köstlichkeiten am Tisch steht, ist der gute Freund zum zweiten Mal an diesem Abend sprachlos.